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Unermüdlich geforscht

Zum Tode des Korbacher Heimatforschers Karl Thomas

Korbach

Für den „Waldeckischen Landeskalender 2016“ hat er noch einen Beitrag über Besonderheiten an und in heimischen Kirchenverfasst das soeben erschienene gedruckte Jahrbuch kann er nicht mehr in den Händen halten: Der bekannte und geschätzte Heimatforscher Karl Thomas ist in der vorigen Woche nach kurzer Krankheit im Alter von 81 Jahren gestorben.
Die Korbacher Friedhofskapelle reichte nicht aus für die vielen Freunde, Weggefährten und ehemaligen Schüler, die dem früheren Lehrer die letzte Ehre geben wollten.

Mitarbeiter im Stadtarchiv

Karl Thomas wurde in Korbach geboren. Er wuchs in Bömighausen auf, wo sein Vater Dorfschullehrer war. Auch der Sohn entschied sich für den Beruf des Pädagogen. Zuletzt war er Lehrer an der Korbacher Schule „Marker Breite“. Sein Kollege dort war der damalige Stadtarchivar Wilhelm Hellwig. Er veranlasste ihn 1968, im Stadtarchiv ehrenamtlich mitzuarbeiten. Es wurden fast fünf produktive Jahrzehnte, in denen sich Karl Thomas über Waldecks Grenzen hinaus als Heimatforscher einen Namen gemacht hat.
„Korbach verliert mit Karl Thomas einen klugen und profilierten Heimatforscher“, betont Stadtarchivar Wolfgang Kluß in seinem Nachruf. Und das Archivteam verliert einen bis zuletzt engagierten Ratgeber mit riesigem Wissen.

Schon Ende der 1960er-Jahre verfasste Karl Thomas mit Wilhelm Hellwig das Buch „Sagen und Geschichten aus Korbach und der näheren Umgebung“, das inzwischen in zwei Auflagen erschienen ist. In der regionalen Kirchen und Kunstgeschichte war er ein gefragter Fachmann.
Sogar das wissenschaftlich renommierte Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte druckte mehrere Beiträge von ihm ab, etwa seinen Aufsatz über den „Jakobuskult in Waldeck“.
Wegen seiner kirchen- und kunsthistorischen Kenntnisse wurde er Mitarbeiter an einigen überregionalen Werken, dazu zählen das Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in
Hessen, kurz Dehio, oder die inzwischen vierbändige Paderborner Bistumsgeschichte. Mit deren Verfasser Prof. Karl Hengst war er danach freundschaftlich verbunden.
Karl Thomas hat an einer Reihe von Ortssippenbüchern maßgeblich mitgewirkt und sich immer wieder durch Vorträge ausgezeichnet. Zahllose Buchbesprechungen sind in den „Waldeckischen Geschichtsblättern“ und viele Aufsätze in „Mein Waldeck“  oder dem „Waldeckischen Landeskalender“ erschienen.
Es sei bezeichnend für sein kluges Geschichtsverständnis, dass er sich in seinen Aufsätzen auch mit den alltäglichen Dingen des Lebens befasst habe, Dingen, die sonst unwiederbringlich in Vergessenheit geraten würden, wenn er sie nicht aufgeschrieben hätte, erklärt Kluß.

Ehrenbrief und Kulturpreis

So erschienen im „Landeskalender“ Aufsätze über das erste Auto in Bömighausen, über den Reiz der Zigarrenkisten oder „Als Weihnachtsgeschenke noch selbst gemacht

wurden“. Bis zuletzt hat er unermüdlich geforscht. Unvollendet bleibt sein Artikel über die Verwendung der Begriffe „Harke oder Rechen“.
Für seine Verdienste um die Waldeckische Landesgeschichte wurde Karl Thomas 2009 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet.
2013 erhielt er für sein großes Lebenswerk den Kulturpreis des Kreises verliehen. (r/-sg-)

©wlz