Kommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ besucht Bömighausen
Dazu tragen die Vereine bei, neben Schützen etwa Feuerwehr, Verkehrs- und Reitverein – aber auch die einzelnen Bürger. Bei der 750-Jahr-Feier habe niemand sich geweigert, seinen Teil beizutragen, berichtet Wilma Saure. So konnte auch das Ehrenmal erneuert und um ein Friedensdenkmal erweitert werden. Auch die Kirche haben die Bömighäuser sich selbst erarbeitet: Die Männer schlugen Holz im Gemeindewald, um die Mittel zusammenzutragen. Wilma Saure zeigt sich noch immer überwältigt, wie Jugendliche mithilfe von Handwerkern aus einem verwahrlosten Häuschen einen Jugendraum geschaffen haben, der bis heute gut gepflegt ist: „Dass der Jugendraum ordentlich bleibt, läuft von ganz allein.“
Als Waldgeist namens Bovenchusen warf Marina Kieweg einen Blick zurück – so hieß der Ort vor mehr als 750 Jahren. In all der Zeit gelte: „Es sind immer Familien, die den Ort wachsen lassen.“ Dafür müssen Kinder sich wohlfühlen: Im Areal in der Dorfmitte gibt es viel Raum für sie. „Wenn man raus geht, hat man immer wen zum Spielen“, lobt die kleine Tialda. Tom fügt hinzu, wie gut es sich zum Wandern, Reiten und Radfahren eignet.
Dementsprechend spielt der Tourismus eine große Rolle, wie sich auch beim Besuch auf dem Campingplatz und am See zeigt. 200 bis 300 Menschen seien an dem keine Seltenheit, erklärt Wilma Saure. Doch auch tausende Frösche, Kröten und Lurche habe er nach Bömighausen gebracht. Nicht nur um die kümmern sich freiwillige Helfer, auch Wasseramseln werden im Ort unterstützt. Wenn mit dem Neubau des Feuerwehrhauses das Stromhäuschen aus Bachsteinen frei wird, soll es Nistplatz und Ausstellungsort für heimische Tierarten werden. Sigrid Göbel, Vorsitzende der Bewertungskommission zeigte sich beeindruckt von den Visionen und griff den Ortsspott-Namen der Bömighäuser auf: „Dräumekäutze“, nach Leuten, die beim Laufen nachdenken und träumen. Sie sehe keinen Spott darin: Bömighausen zeige, wo das Träumen hinführe.
Viele alte Häuser wurden durch junge Familien und die Dorferneuerung wieder hergerichtet. Musterbeispiel ist die alte Schule, die Familie Dominick 1982 kaufte und in der Dorferneuerung sanierte. Nach Verkauf ihres Hauses in Dortmund sind die Bewohner nun ganz Bömighäuser. „Ein Anlass zum Feiern?“, lautet eine Frage der Kommissionen. Hermann Dominick erwidert: „Wir haben jeden Tag etwas zu feiern – weil wir uns hier so wohl fühlen.“
Der Wettbewerb
Die Umweltministerin Priska Hinz hatte Hessens Dörfer zur Teilnahme am 37. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ aufgerufen. Dieser betrachtet vor allem bürgerschaftliches Engagement und Beiträge zur zukunftsfähigen Entwicklung der Dörfer. Der Main-Kinzig-Kreis, der Hochtaunuskreis und der Landkreis Waldeck-Frankenberg bilden dabei eine Region. Die Jury besteht aus Fachleuten aus allen drei Landkreisen. Das Ergebnis wird bis zum 27. Mai bekannt gegeben. Für die Gewinner-Dörfer gibt es Geldpreise von bis zu 5000 Euro. Jedes teilnehmende Dorf erhält 500 Euro. Die beiden Erstplatzierten nehmen im Juni am Landesentscheid teil. srs
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